Was passiert, bevor ein E-Auto lädt? ⚡
Shownotes
In dieser Folge von WATTgoesON – dem elektrifizierenden Podcast für Unternehmen – spricht Moderatorin Kathrin Hanzl mit Jens Kuschel, General Manager der Miba Power Electronics Group, über die unsichtbare Infrastruktur hinter der Elektromobilität. Wie wird Strom erzeugt, transportiert und schließlich effizient bis ins Fahrzeug geleitet? Welche Bedeutung haben AC-/DC-Umwandlungen, Smart Grids und leistungsstarke Komponenten für eine stabile und zukunftsfähige Ladeinfrastruktur?
Im Fokus stehen sowohl die Netzebene als auch die Onboard-Systeme im Fahrzeug – etwa Pre-Charge- und Dis-Charge-Technologien, die den sicheren Betrieb von Hochvoltbatterien ermöglichen. Außerdem zeigt sich am Beispiel der VERBUND Business-Charging Lösung, wie Unternehmen schon heute von intelligenten Ladeangeboten profitieren können. Diese Episode bietet fundierte Einblicke in moderne Energieübertragung, die Rolle leistungselektronischer Schlüsselkomponenten und den strategischen Beitrag industrieller Akteure zur Mobilitätswende.
Transkript anzeigen
00:00:04: WATTgoesON – der elektrifizierende Podcast für Unternehmen mit Kathrin Hanzl.
00:00:10: Herzlich willkommen bei WATTgoesON, dem elektrifizierenden Podcast für Unternehmen.
00:00:16: Wir widmen uns heute einer zentralen Frage in der Elektromobilität und zwar:
00:00:20: Kommt der Strom einfach so aus der Steckdose? Wir werfen einen Blick darauf, wie Energie
00:00:25: erzeugt wird, wie sie vom Hochspannungsnetz bis in die Wallbox gelangt, welche Rolle
00:00:30: die AC/DC-Umwandlung spielt und was es mit dem Konzept des Smart-Grids auf sich hat.
00:00:36: Gemeinsam mit Jens Kuschel, dem General Manager der Miba Energy Holding, spreche
00:00:41: ich heute darüber, welche leistungsstarken Komponenten Miba Energy produziert und wie
00:00:46: sie auch zur Energieübertragung beitragen – wie sie da unterstützen, und zwar nicht nur im Netz,
00:00:51: sondern auch direkt an Bord jedes E-Autos. Außerdem erfahren wir, wie Miba die
00:00:57: VERBUND Business Charging Lösung zum Einsatz bringt und wie Miba auch die
00:01:02: Energie- und Mobilitätswende aktiv vorantreibt. An dieser Stelle nun ein herzliches Willkommen an
00:01:08: den General Manager von Miba Energy Holding, Jens Kuschel. Hallo zusammen, hallo Kathrin.
00:01:14: Der Strom für unsere Ladepunkte scheint ja auf Knopfdruck einfach verfügbar zu
00:01:18: sein. Er ist einfach da. Man macht sich viel zu selten Gedanken darüber, woher er
00:01:22: tatsächlich kommt. Kannst du uns da mal abholen und sagen: Wie wird Energie überhaupt erzeugt?
00:01:28: Welche Etappen muss das Ganze durchlaufen, damit am Ende der Strom bei uns ankommt?
00:01:33: Ja, jeder von uns kennt letzten Endes den Strom primär aus der Steckdose. Aber natürlich wird
00:01:38: er woanders erzeugt. Und es ist keine 25 Jahre her, da wurde eigentlich zentral erzeugt – über
00:01:44: Kraftwerke, also entweder Gas-, Ölkraftwerke, Kohlekraftwerke, Nuklearkraftwerke. Und das hat
00:01:51: sich über die letzten 25 Jahre ganz grundlegend geändert. Heute kommt mehr als 50 % unseres Stroms
00:02:00: aus sogenannten regenerativen Energiequellen – also im Wesentlichen aus Sonne, aus Wind, Biogas,
00:02:06: Wasserkraft. Das entsteht natürlich dezentral, überall im Land kann man das jetzt erzeugen –
00:02:14: nicht mehr an einem zentralen Punkt oder da, wo es möglich ist: Windkraft im Burgenland oder an
00:02:20: der Nordsee. Und das ist nicht unbedingt da, wo der Strom nachher gebraucht wird, und dafür
00:02:24: brauchen wir also Netze, die das übertragen. Und dann ist die Sonne nicht immer und auch
00:02:31: der Wind nicht immer – mit dem Erfolg, dass es Dunkelflauten gibt. Das muss ausgeglichen werden,
00:02:36: also wir brauchen ein Übertragungsnetz, was so intelligent ist, große Energiemengen über lange
00:02:42: Distanzen sehr smart ausgleichen zu können und das ist eine ganz andere Herausforderung wie früher.
00:02:48: Also: Von der Hochspannungsleitung bis in die Wallbox – ich kann mir vorstellen, da gibt’s jede
00:02:53: Menge technische, aber auch infrastrukturelle Herausforderungen. Welche sind es denn,
00:02:57: die es da entlang der gesamten Strecke gibt? Zum einen ist es erstmal die Energieübertragung im
00:03:02: großen Stil – also mit Hochspannung. Hochspannung bedeutet letzten Endes irgendwelche mehrere
00:03:08: Hunderttausend Volt, so wie wir es kennen, wenn wir draußen die Hochspannungsleitungen
00:03:12: sehen. Und das hat sich auch stark gewandelt. Heute wird Energie viel mit HVDC-Leitungen
00:03:18: übertragen – also Hochspannungs-Gleichspannung –, weil das deutlich verlustärmer ist.
00:03:24: Jeder hat wahrscheinlich schon mal gehört, dass so eine Hochspannungsleitung brummt. Das sind
00:03:28: letzten Endes Verluste. Mit DC ist das deutlich verlustärmer zu machen. Aber dafür müssen wir
00:03:34: natürlich bei der Erzeugung – Windkraft oder was auch immer – erstmal den Wechselstrom in
00:03:40: Gleichstrom umwandeln und dann wieder dort, wo wir ihn brauchen, zurück vom Gleichstrom
00:03:46: in Wechselstrom und das nennt man HVDC und das ist eine ganz neue Form der verlustarmen Übertragung.
00:03:54: Warum ist die effiziente Umwandlung von Wechsel- und Gleichstrom so wichtig für
00:03:58: die Ladefähigkeit moderner Ladeinfrastrukturen? Letzten Endes ist Energie ja kostbar. Das heißt,
00:04:04: wir wollen das mit möglichst wenig Verlusten übertragen und dafür ist die Gleichspannung
00:04:10: besser wie die Wechselspannung. Deswegen, über große Distanzen,
00:04:15: wandeln wir letzten Endes auch die Hochspannung, also Hochspannungs-Gleichspannungsübertragung.
00:04:20: Aber auch auf der Niederspannungsebene erfolgt das gleich, dann können wir das direkt und ohne
00:04:24: Übertragungsverluste auch bis ins Auto bringen. Welche Rolle spielt denn Smart Grids dabei,
00:04:30: so große Energieflüsse auch sehr flexibel und stabil zu übertragen?
00:04:34: Das ist das wesentliche letzten Endes für die Effizienz. Denn – wie gesagt – Strom ist ja
00:04:41: inzwischen dezentral. Das heißt: Sonne scheint nicht immer, Wind bläst nicht immer. Damit
00:04:46: muss man sehr flexibel reagieren. Auch werden ja nicht immer alle Autos zur selben Zeit geladen.
00:04:52: Und auch dafür muss man sehr flexibel reagieren. Dafür sind gegebenenfalls auch Energiespeicher
00:04:57: notwendig. Das gibt’s auch auf der Mittel- und auf der Hochspannungsebene. Das ist dann halt
00:05:02: so groß wie ein Fußballfeld, was voll ist mit Batterien. Und das hilft, den Strom kurzfristig
00:05:07: zu puffern und damit Schwankungen abzufangen. Stell ich mir sehr imposant vor, weil die Größe
00:05:12: eines Fußballfeldes ist jetzt auch nicht ganz zart. Miba liefert ja Schlüsselkomponenten für
00:05:18: die Energieübertragung. Wenn wir uns da jetzt mal entlang der gesamten Energiekette voranhanteln: Wo
00:05:25: liefert ihr starke, leistungsstarke Komponenten, damit die Ladeinfrastruktur so funktionieren kann?
00:05:31: Das geht eigentlich schon mal los bei der Energieerzeugung. Wir liefern also sehr
00:05:37: verlustarme Gleitlager für die Windkraft – das ist eines unserer großen Felder,
00:05:41: auch großen Wachstumsfelder letzten Endes und geht dann aber weiter zur Energieübertragung bis hin
00:05:47: zum Energieverbrauch. Bei den HVDC-Leitungen – das ist ja eigentlich ein Inverter, also mit anderen
00:05:53: Worten ein Umwandler von Strom und Spannung und dafür braucht man letzten Endes immer
00:05:57: Leistungselektronik. Und selbst wenn DC-Energie verlustarm ist: Verluste treten trotzdem auf.
00:06:05: Unsere Komponenten helfen dabei, Verluste zu minimieren – entweder durch entsprechend
00:06:11: smarte Kühllösungen oder eben auch durch z. B. Widerstände, die in der richtigen Position für
00:06:17: die Dämpfung, Entladung oder Filterung sorgen. Neben der Energieübertragung spielt ja auch
00:06:23: die Leistungselektronik direkt im Fahrzeug eine elementare Rolle. Da gibt’s ja zwei Systeme – und
00:06:28: zwar das Precharge- und das Discharge-System. Was bedeutet das konkret und warum sind die
00:06:34: so wichtig, um eine Hochvoltbatterie auch wirklich effizient betreiben zu können?
00:06:39: Ja, das ist natürlich ein ganz wesentliches Thema – eigentlich auch aus Sicherheitssystemen, aus dem
00:06:43: Sicherheitsgedanken heraus. Denn letzten Endes sind auch im Fahrzeug entsprechende Inverter,
00:06:49: die viel Leistung haben. Das eine ist der DC/DC-Wandler, der zwischen
00:06:54: dem 12-Volt-Netz für Entertainment hin zur Hochvoltbatterie bei 400/800 Volt im Prinzip
00:06:59: eine Leistungsübertragung macht. Dann gibt’s den Onboard-Charger – wenn man das Ladekabel ansteckt
00:07:06: bei der Wallbox. Das ist eine Wechselspannung, wir brauchen aber Gleichspannung in der Batterie. Und
00:07:10: dann gibt’s natürlich im Wesentlichen noch den Inverter, der den Motor ansteuert – den
00:07:16: Elektromotor – und damit den Drivetrain. Und überall dort sind kleine Energiespeicher
00:07:20: in Form von Kondensatoren und die müssen wir entladen oder beladen. Wenn wir das Fahrzeug
00:07:27: abstellen beispielsweise, dann müssen sie entladen werden. Und das ist ganz wichtig, weil
00:07:31: sonst hätten wir ja immer die 400 oder 800 Volt irgendwo im Fahrzeug anliegen und wenn man einen
00:07:37: Unfall hat oder beim Service ist, dann möchte man das lieber nicht haben und deswegen werden die
00:07:43: innerhalb kürzester Zeit – von wenigen Sekunden – entladen, über unsere Entladewiderstände.
00:07:47: Die sehen übrigens so aus, ich weiß nicht, ob man das sehen kann. Wir haben ja auch einige
00:07:52: nur via Audio dabei, die sehen das nicht – aber wir sehen vor uns ein sehr kleines Element und
00:07:57: es ist eigentlich sagenhaft, dass allein dieses eine kleine Element es schafft, diese 800 Volt
00:08:02: quasi umzuleiten. Das ist ein Phänomen und es wird auch in dem Moment natürlich relativ warm,
00:08:07: weil es natürlich in Wärme umgesetzt wird. Und dafür braucht man ein recht ausgeknobeltes
00:08:11: System, wie das funktioniert, ohne dass es sozusagen über die Lebensdauer degeneriert.
00:08:17: Das hat sich jetzt alles auf das Discharge-System bezogen.
00:08:20: Wie steht’s denn um das Precharge-System? Welche Rolle nimmt das im E-Fahrzeug ein?
00:08:25: Genau, danke für den Hinweis. Precharge ist im letzten Moment ja das Gegenteil davon. Das heißt:
00:08:30: Wenn ich ins Auto einsteige und den Zündschlüssel oder den Knopf drücke, dann wäre das im ersten
00:08:37: Moment wie ein Kurzschluss für die Batterie. Weil die kleinen Energiespeicher, die Kondensatoren,
00:08:43: wirken wie ein Kurzschluss. Das würde die Batterie auf Dauer schädigen und die
00:08:49: Lebensdauer reduzieren. Deswegen muss man das ein bisschen softer machen. Und auch da helfen
00:08:53: unsere Komponenten, dass wir das letzten Endes über die entsprechenden resistiven
00:08:57: Komponenten soft anlaufen lassen und damit die Batterie auch entlasten.
00:09:02: Miba-Elemente sind gemacht, um unsichtbar zu sein – habe ich gehört. Wir haben jetzt am Tisch
00:09:07: einige liegen, eins hast du schon vorher näher beschrieben. Da liegt noch so ein kleines zartes
00:09:12: Röhrchen – aber ich bin davon überzeugt, das kann richtig viel. Sag mal, wo kommt das zum Einsatz?
00:09:18: Das kleine Röhrchen hier ist ein Präzisionsmesswiderstand letzten Endes,
00:09:22: der auch in der Energieübertragung verwendet wird. Also gerade, nicht weniger jetzt in der
00:09:27: Hochspannungstechnik – aber in der Mittelspannung oder normalen Niederspannung. Da gibt’s ja viele
00:09:32: Länder, USA voran, wo die Leitungen über Land gelegt werden, also auf Masten gelegt werden
00:09:40: und wenn dort jetzt irgendwo ein Baum drauf fällt, dann weiß man im ersten Moment nur:
00:09:44: Aha, der Strom ist weg, aber wo das Problem ist, weiß man nicht genau und deswegen wird
00:09:49: in regelmäßigen Abständen dort in die Leitung ein solcher Messwiderstand eingebaut, um zu wissen: Da
00:09:55: ist Strom, da ist nicht Strom und wie viel genau es ist. Und dafür braucht man dieses Art Röhrchen.
00:10:02: Aber auch in Österreich kommt es zum Einsatz? Auch in Österreich. Da haben wir jetzt,
00:10:06: Gott sei Dank, muss man sagen, weniger Überspannungsleitungen,
00:10:09: also Überlandleitungen. Aber auch dort muss ja der Strom gemessen werden. Da sieht man
00:10:13: es halt dann nicht ganz so prägnant wie in den USA, wo das letztendlich auf Strommasten
00:10:18: drauf ist, sondern da ist es eher in den Umspannungshäuschen oder irgendwo unter der Erde.
00:10:25: Eine intelligente Ladeinfrastruktur ist ein Erfolgsfaktor für jedes Unternehmen.
00:10:30: Wie profitiert denn Miba da konkret von der VERBUND Business Charging Lösung?
00:10:35: Wir haben schon seit geraumer Zeit die VERBUND Business Charging Lösung und das zählt für
00:10:40: alle Standorte, die wir hier in Österreich haben und das sind relativ viele – in Oberösterreich,
00:10:44: aber auch in der Steiermark. Und das hilft uns natürlich,
00:10:47: ein einheitliches System zu haben. Es hilft aber auch unseren Mitarbeitern ganz deutlich,
00:10:52: weil sie von dem guten Tarif profitieren können und damit auch eine VERBUND-Ladekarte
00:10:57: bekommen. Hilft ihnen sozusagen auch, Geld zu sparen letzten Endes und uns hilft es auch,
00:11:02: ein einheitliches System zu haben. Unsere Mitarbeiter haben zunehmend Elektroautos,
00:11:08: das heißt, wir sind laufend dabei, unsere Ladepunkte zu erweitern. Manchmal kommen wir
00:11:13: gar nicht hinterher. Aktuell, hier im neuen Werk, haben wir wieder neue acht Ladepunkte ergänzt.
00:11:20: Zum Abschluss der heutigen Episode habe ich noch eine sehr persönliche Frage an dich
00:11:24: und zwar „Wie treibst du aus eigener Kraft die Energie- bzw. Mobilitätswende voran?“
00:11:30: Abgesehen davon, dass ich natürlich auch Elektroauto fahre, denke ich: Jeder kann
00:11:34: was dafür tun – auf individueller Basis. Mein Haushalt zu Hause ist relativ smart. Das heißt:
00:11:39: Wenn ich das Haus verlasse, dann schalten sich viele Verbraucher ab und damit spare
00:11:43: ich Energie. Da ich der Überzeugung bin: Energie ist kostbar – mal abgesehen davon,
00:11:48: dass es auch meinen Geldbeutel entlastet und ich glaube, so kann das im Endeffekt jeder machen.
00:11:53: Auch wir hier im neuen Werk sind sehr energieeffizient aufgestellt. Wir nutzen
00:11:57: das Fernwärmenetz von der Gemeinde. Wir nutzen letzten Endes Solar auf dem Dach – da haben wir
00:12:03: 125 kW –, was uns wiederum hilft, die Energie zu verwenden und wir nutzen die Abwärme aus
00:12:10: unseren Prozessen auch wieder, um sie selbst einzuspeisen. Und dadurch haben wir eine hohe
00:12:14: Effizienz auch hier im neuen Werk. Privat als auch beruflich,
00:12:17: wie ich höre. So ist es. Herzlichen Dank für das Gespräch, Jens. Dankeschön! Danke!
00:12:22: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Energieübertragung ein zentrales Element für die
00:12:27: Elektromobilität ist, vom Windrad bis zur Wallbox. Innovative und sichere Komponenten wie jene von
00:12:34: Miba sind wichtig, damit die Energie sicher, effizient und vor allem zielgerichtet genau
00:12:40: dorthin kommt, wo die Energie auch benötigt wird. An dieser Stelle auch ein herzliches Dankeschön
00:12:45: an alle Zuhörerinnen und Zuhörer fürs Dabeisein. Begleitet uns weiterhin auf
00:12:49: unserer Reise zur Energiewende – bis bald und bis zum nächsten Mal bei WATTgoesON.
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