Status quo der Elektromobilität in Österreich

Shownotes

In dieser Folge von WATTgoesON – dem elektrifizierenden Podcast für Unternehmen – spricht Moderatorin Kathrin Hanzl mit Philipp Wieser, Leiter von OLÉ - Österreichs Leitstelle für Elektromobilität und Teamleader Decarbonisation & Vehicle Technologies, über die aktuellen Entwicklungen rund um E-Mobilität in Österreich. Wie hat sich der Markt für batterieelektrische Fahrzeuge im Jahr 2024 verändert? Reichen die aktuell über 25.000 Ladepunkte aus, um die Nachfrage zu decken? Welche Herausforderungen bestehen bei der flächendeckenden Versorgung? Wie können Unternehmen verfügbare Mobilitätsdaten nutzen, um neue Geschäftsmodelle zu entwickeln und fundierte Standortentscheidungen zu treffen? Welche politischen Maßnahmen sind notwendig, um die Mobilitätswende weiter voranzutreiben und was lässt sich aus internationalen Best-Practice-Beispielen, etwa aus Norwegen, ableiten?

Transkript anzeigen

00:00:04: WATTgoesON - der elektrifizierende  Podcast für Unternehmen mit Kathrin Hanzl. 

00:00:10: Herzlich Willkommen bei WATTgoesON, dem  elektrifizierenden Podcast für Unternehmen. Heute  

00:00:15: direkt aus dem Bundesministerium für Innovation,  Mobilität und Infrastruktur und hier bekommen  

00:00:21: wir jetzt auch einen exklusiven Einblick in die  Entwicklungen der Elektromobilität in Österreich.  

00:00:28: Wo stehen wir wirklich? Reichen die öffentlichen  Ladepunkte aus und welche Entwicklungen braucht  

00:00:34: es für den weiteren Fortschritt? Zudem: Welche Lehren ziehen wir aus  

00:00:38: dem internationalen Vergleich und was können  wir konkret von Norwegen lernen? Fragen über  

00:00:44: Fragen und die Antworten gibt's heute von Philipp  Wieser vom OLÉ, dem nationalen Kompetenzzentrum  

00:00:51: für Elektromobilität der Bundesagentur  AustriaTech. Herzlich willkommen, Philipp. 

00:00:55: Vielen Dank für die Einladung, freut mich sehr. Wenn wir auf das letzte Jahr schauen, auf 2024:  

00:01:01: Wie hat sich denn da der Battery Electric  Vehicle Markt in Österreich entwickelt?  

00:01:06: Spannend, also vielseitige Entwicklung gewesen  im vorigen Jahr. Wir hatten gerade bei den PKW,  

00:01:10: die ja doch gerade medial eigentlich der  Hauptpunkt in der Kommunikation von der  

00:01:14: E-Mobilität sind, leider einen leichten Knick  nach unten. Wollten eigentlich die 20, eigentlich  

00:01:18: schon die 25-Prozent-Marke überschreiten,  das hat eigentlich nicht funktioniert. 

00:01:22: Wir haben tatsächlich einen Rückgang gehabt  im Vergleich zum Jahr davor, also 2023. 

00:01:27: Aber, und das ist, glaube ich, das wichtige Thema  und auch für uns in der Arbeit der Leitstelle  

00:01:30: sehr wichtig: Die Ladeinfrastruktur  hat sich enorm positiv entwickelt. 

00:01:34: Also komplett ungebrochen, eigentlich als ob es  gar keinen Zusammenhang zum Ausbau der Fahrzeuge  

00:01:39: gäbe. Und da ging es wirklich massiv voran,  sowohl bei der Anzahl der Ladepunkte enorm  

00:01:45: als auch bei der Ladeleistung. Und genau da  muss man jetzt auch ansetzen, damit man eben  

00:01:49: auch für den Schwerverkehr in Zukunft die richtige  Ladeinfrastruktur hat. Also nicht alles schwarz,  

00:01:54: nicht alles Nacht quasi. Sehr viele positive  Entwicklungen und man muss natürlich trotzdem  

00:01:58: die Probleme, die es weiterhin gibt, und die  Hürden, die auch 2024 gehen, ernst nehmen. 

00:02:03: Jetzt gab's einen leichten Rückgang in der Anzahl  der Neuzulassungen von 2023 auf 2024. Welche  

00:02:09: Faktoren haben denn diese Neuzulassungszahlen  eigentlich so quasi negativ beeinflusst? 

00:02:14: Es ist unglaublich schwierig. Also wir  analysieren das natürlich immer und  

00:02:17: sind enorm stark im Austausch, auch mit vielen  Nachbarstaaten – aber allgemein mit EU-Staaten. 

00:02:21: Da ging es ja mehreren so. Aber wir müssen  uns eben anschauen: Warum ging es manchen  

00:02:26: ganz anders? Und zwar: Manche haben ja auch in  2024 enorm starke Sprünge nach oben gemacht. 

00:02:31: Und da ist das große wichtige Thema: die  Kommunikation. Man redet immer so viel  

00:02:35: über EU-Rahmenbedingungen, nationale  Rahmenbedingungen, Förderungen und Co. 

00:02:39: Aber was sie eigentlich als den Hauptpunkt der  positiven Entwicklung gehabt haben, war eigentlich  

00:02:43: diese klare, geradlinige Kommunikation. Also, dass quasi sowohl Industrie als  

00:02:47: auch die Gebietskörperschaften, als auch der  Staat, die Medien und alle, die mitspielen,  

00:02:52: klar in eine Richtung gegangen sind: "Hey, das mit der E-Mobilität – das  

00:02:55: ist nicht nur ein kurzer Trend, sondern das wird  was. Glaubt's dran! Kauft die Fahrzeuge wirklich!" 

00:03:00: Und da haben deswegen eben Staaten wie  Portugal, Dänemark oder Schweden – die  

00:03:05: ungefähr auf unserem Level davor waren  – auf einmal einen Megasprung gemacht. 

00:03:09: Und das müssen wir uns jetzt abschauen  und eben 2025, 2026 besser machen. 

00:03:14: Das war der Hauptpunkt eigentlich: Dass man bei  uns ein bisschen so unsicher dahin kommuniziert  

00:03:19: hat. Immer wieder wurde so stark von Alternativen  gesprochen oder so, als ob es doch noch eine neue  

00:03:23: Technologie in der Zukunft geben wird, die aber  nicht kommen wird. Und das bringt natürlich  

00:03:27: immer enorme Unsicherheit rein. Also das ist  schon wahrscheinlich der Hauptfaktor gewesen. 

00:03:31: Jetzt hast du vorher auch gesagt: Die  Ladeinfrastruktur wurde immens ausgebaut. 

00:03:34: Wir zählen bereits über 25.000 Ladepunkte in  Österreich. Ist das ein großer Erfolg aus deiner  

00:03:40: Sicht oder doch eher der Tropfen am heißen Stein? Na, das ist nicht nur der Tropfen am heißen Stein.  

00:03:45: Das ist wirklich eigentlich mehr oder weniger das  Rückgrat für die Mobilität auch in der Zukunft,  

00:03:49: weil die Ladeinfrastruktur, die jetzt gebaut wird,  die braucht man ja in vielen Jahren noch immer. 

00:03:53: Wir werden heuer, 2025, mit hundertprozentiger  Sicherheit die 30.000 Ladepunkte erreichen  

00:04:00: und enorm auch ausbauen in den Regionen, was auch  uns als Leitstelle ein enorm wichtiger Punkt ist. 

00:04:05: Also alles das, was jetzt gebaut wird – ganz egal  ob jetzt dafür manche Quartale vielleicht die  

00:04:09: Neuzulassungen ein bisschen niedriger sein werden  – die braucht man dann gegen Ende des Jahrzehnts.  

00:04:14: Also das ist auf jeden Fall das Wichtigste  in der E-Mobilität gerade überhaupt für mich. 

00:04:17: Und welche Herausforderungen gibt es da vor allem  beim flächendeckenden Ausbau der Ladeinfrastruktur  

00:04:22: und welche Rolle können da der Netzausbau  allgemein, aber vor allem auch so smarte  

00:04:26: Ladelösungen spielen, um Engpässe zu überwinden? Ja, also allgemein muss man ehrlich sagen:  

00:04:33: Was will man eigentlich erreichen? Will man Bedarfsdeckung erreichen oder  

00:04:36: will man wirklich Flächendeckung  haben, also quasi überall in den  

00:04:38: Regionen zumindest mal ein Baseline-Ladenetz? Und wir haben uns entschieden, eigentlich im  

00:04:42: ersten Schritt braucht es tatsächlich Zweiteres  – also eine geometrische Flächenverteilung. 

00:04:46: Das haben wir durch das Förderprogramm "LADIN"  in den letzten anderthalb Jahren erreicht. 

00:04:50: Das war wirklich das erste, eigentlich  auch europaweit erste Förderprogramm,  

00:04:53: das sich nur spezifisch die  unterversorgten Regionen angeschaut hat. 

00:04:56: Und dort wäre wahrscheinlich sonst  nicht so schnell gebaut worden,  

00:05:00: weil ja natürlich auch der Business Case dort  nicht sonderlich attraktiv ist. Braucht man  

00:05:03: wahrscheinlich ein bisschen länger. Also da  macht es besonders Sinn, auch mit sinnvollen  

00:05:06: großen Investitionsförderungen reinzugehen. Und da schauen wir uns in Zukunft noch stärker an,  

00:05:12: damit auch die Leute, die halt in nicht  sonderlich stark besiedelten Regionen,  

00:05:16: infrastrukturschwachen Regionen, Regionen abseits  der Transitrouten leben, Ladeinfrastruktur haben. 

00:05:22: Das ist mal der erste wichtige Schritt. Das  machen jetzt auch andere Regionen und Staaten  

00:05:26: uns nach. Freut uns natürlich  – gibt ja nichts zu verstecken. 

00:05:30: Aber man muss natürlich schon schauen: Wie kann man auch die Regionen vielleicht  

00:05:33: versorgen, die jetzt dann auch in Zukunft  wahrscheinlich nicht sonderlich stark die  

00:05:39: öffentliche Ladeinfrastruktur brauchen? Zum Beispiel viele Tourismusgebiete, die  

00:05:42: nur in manchen Monaten im Jahr enorm viel Bedarf  haben und in anderen Monaten so gut wie gar nicht. 

00:05:47: Und da kommen dann diese smarten Lösungen eben  ins Spiel: Batteriepufferspeicher oder mobile  

00:05:53: Ladeinfrastruktur. Das ist aktuell kaum ein  medial beachtetes Thema, aber das muss man  

00:05:58: sich dann halt anschauen, was es dort  braucht. Aber schlussendlich sagen wir:  

00:06:01: Überall braucht’s Ladeinfrastruktur. Wie kann ich mir so eine mobile  

00:06:04: Ladeinfrastruktur vorstellen? Ja, tatsächlich: Wenn man es ganz  

00:06:07: subtil sagt – ein Dixi-Klo kennt jeder, das  je nachdem wo ein Festival ist, an den Ort  

00:06:13: gebracht gebracht wird, wo es gebraucht wird. Genauso kann man sich auch mobile  

00:06:15: Ladeinfrastruktur vorstellen. Natürlich ein  bisschen komplizierter in der Errichtung. 

00:06:19: Dass zum Beispiel die Ladeinfrastruktur  während Hochsaison – bei einer Ski-WM  

00:06:24: oder einem extrem wichtigen Wintersportevent  – im Sommer dann auch verwendet werden kann,  

00:06:29: bei Musikfestivals oder wo auch immer. Und die kann dann mit einem Batteriepufferspeicher  

00:06:34: verbunden werden, sodass man eben nicht einen  enorm großen Netzanschluss braucht, aber trotzdem  

00:06:39: relativ hohe Ladeleistungen dorthin kriegt. Das ist aktuell vielleicht noch ein bisschen  

00:06:43: eine Nischenanwendung. Aber wir sehen das gerade  in Zukunft, wenn halt an einem Ort sehr viele  

00:06:47: BEV kommen, aber halt nur ein-, zweimal im Jahr,  dass es eigentlich die einzige Lösung sein wird. 

00:06:52: Also muss man sich auch anschauen. Und wir sind  schon gespannt, wie sich da der Markt entwickelt. 

00:06:56: Vielleicht kurz: BEV, weil du das gerade genannt  hast, ist ja die Abkürzung für Battery Electric  

00:07:00: Vehicle. Ist natürlich in der Branche eine  bekannte Abkürzung, aber durchaus für Laien  

00:07:06: außerhalb noch neu. Deswegen die kurze Aufklärung. Die Verfügbarkeit detaillierter Daten  

00:07:12: zu Neuzulassungen, Bestandszahlen, aber  auch zur Ladeinfrastruktur bietet enormes  

00:07:17: Potenzial für datengesteuerte Geschäftsmodelle. Wie können jetzt Unternehmen, aber vor allem  

00:07:22: auch Gebietskörperschaften, durch diese Daten  den Markt besser analysieren, vielleicht auch  

00:07:28: neue Dienstleistungen dadurch entwickeln? Und wie  können sie auf Basis dieser Daten schlussendlich  

00:07:32: auch fundierte Entscheidungen treffen? Enorm spannendes Thema. Vielleicht gerade  

00:07:36: eigentlich für uns – neben  dem Förderentwicklungsthema  

00:07:39: und dem Kommunikationsthema – auch das  wichtigste als Leitstelle des Bundes. 

00:07:42: Weil wir sehen, dass es gerade einen  enormen Shift gibt. Also eigentlich:  

00:07:45: In den letzten Jahren war es so, Hauptsache  man baut Ladeinfrastruktur. Man wird schon  

00:07:50: irgendwie die Kundinnen und Kunden finden.  Man wird ein gewisses Use-Case erfüllen damit. 

00:07:53: Jetzt ändert sich das. Man muss wirklich  genauer schauen: Was braucht’s wirklich an  

00:07:57: bestimmten Orten an Ladeinfrastruktur? Braucht’s  was Langsames, was Schnelles, was Mittelschnelles?  

00:08:01: Braucht’s mehrere Ladepunkte? Wie auch immer. Und das geht einfach nur, wenn man wirklich mit  

00:08:06: einem guten Datenwerk reingeht. Weil natürlich auch die  

00:08:10: Verkehrsströme wichtig sind. Ich muss wissen: Wann fahren meine  

00:08:12: Kundinnen und Kunden? Zu welchem Zeitpunkt? Wohin? Was brauchen sie wirklich? 

00:08:15: Wollen sie schnell weiterfahren oder nicht? Haben sie mehr Zeit, weil sie sich  

00:08:19: zum Beispiel einen touristisch  interessanten Ort anschauen wollen? 

00:08:22: Das sind alles einfach Datenpunkte,  die zum Beispiel kleinere Gemeinden  

00:08:27: oder auch so KEM-Regionen, also Klima- und  Energiemodellregionen, einfach nicht haben. 

00:08:33: Und die stellen wir dann bis zu einem  gewissen Grad – so gut es geht – auch bereit. 

00:08:37: Unternehmen selbst, da gibt’s ein eigenes  Bussiness, gehen noch mehr ins Detail. 

00:08:40: Die gehen wirklich auf Point-of-Interest-Ebene  und schauen sich an, wie viele Fahrzeuge  

00:08:44: am Tag zu einem gewissen Supermarkt kommen. Also da tut sich gerade enorm viel. Das ist sehr,  

00:08:49: sehr wichtig. Aber, und das muss ich noch dazu  sagen: Im Big Picture hat es auch Auswirkungen  

00:08:55: auf die Verkehrsströme allgemein. Also wirklich im  großen Stil. In Zukunft, wenn ein sehr großer Teil  

00:09:01: der Flotte batterieelektrisch fährt, könnte sich  der Verkehrsstrom potenziell ganz anders bewegen. 

00:09:06: Nur, weil irgendwo attraktive  Ladeinfrastruktur ist. 

00:09:09: Und das hat dann Auswirkungen auf  die Verkehrsplanung, Straßenbau  

00:09:12: etc. Das muss man auch auf dem Schirm haben als  Leitstelle. Blicken wir ein wenig in die Zukunft. 

00:09:17: Welche Förderprogramme wird’s brauchen,  welche politischen Maßnahmen braucht es,  

00:09:22: um die E-Mobilität in Österreich auch  in Zukunft weiter voranzutreiben? 

00:09:26: Also wir plädieren, als Leitstelle, auf jeden  Fall darauf, dass es ganz klar Planbarkeit gibt. 

00:09:31: Das ist das Wichtige. Also nicht nur in der  Kommunikation eine gewisse Geradlinigkeit,  

00:09:35: sondern auch – zumindest für die Unternehmen  – auf mehrere Jahre hin eine gewisse Klarheit.  

00:09:39: Wenn es zum Beispiel um die Förderungen  geht, aber auch wenn es um Steuern geht,  

00:09:44: um gewisse politische Rahmenbedingungen. Das ist einmal das wichtigste Thema:  

00:09:48: Gar nicht so sehr konkret, was genau es ist,  sondern: Kann ich mich darauf verlassen,  

00:09:51: dass es in zehn Jahren noch immer so ist? Das ist der erste Punkt. Und der zweite Punkt bei  

00:09:55: den Rahmenbedingungen ist wirklich die  Kommunikation dahinter. Das haben wir  

00:09:58: jetzt auch im Regierungsprogramm im neuen  drinnen. Es wird aber auch auf EU-Ebene  

00:10:02: ganz klar kommuniziert, dass zum Beispiel  das Thema europäische Wertschöpfung und das  

00:10:05: Nutzen der E-Mobilität, um wirklich unseren  Wirtschaftsstandort auch voranzubringen,  

00:10:10: immer stärker in den Vordergrund kommt. Wenn das am Schluss dann auch bei den Kundinnen  

00:10:14: und Kunden ankommt, also bei den Käuferinnen  und Käufern de facto und bei den Unternehmen, 

00:10:17: haben wir viel gewonnen. Und das versuchen wir jetzt auch  

00:10:19: ein bisschen zu verstärken als Leitstelle. Schauen wir mal gerade in die Unternehmen  

00:10:23: hinein: Wie beeinflussen denn  CO₂-Vorschriften die Automobilbranche,  

00:10:28: und welche Unsicherheiten entstehen dadurch? Ja, Unsicherheiten entstehen jetzt aktuell  

00:10:33: gerade wirklich dadurch, weil es da wieder eine  Aufweichung gegeben hat bei den CO₂-Standards  

00:10:37: auf EU-Ebene. Was natürlich wieder ein  bisschen diese Unsicherheit reinkommt:  

00:10:41: Na okay, gibt’s da doch vielleicht Überlegungen,  dass es eine neue Technologie gibt? Dass sich  

00:10:45: der Verbrenner doch länger durchsetzen wird? Also genau das, was wir eigentlich nicht wollen.  

00:10:50: Das ist das eine Thema. Auf der anderen  Seite gibt es diese CO₂-Vorschriften – auch  

00:10:54: wenn sie leicht abgeschwächt wurden – ja  trotzdem. Die OEMs, also die Hersteller,  

00:10:58: sind trotzdem gezwungen, stark BEV-Modelle auf  den Markt zu bringen. Auch stark mit europäischer  

00:11:05: Wertschöpfung verbundene Modelle auf den Markt  zu bringen. Und das kann man nur begrüßen. 

00:11:09: Das ist ganz, ganz wichtig. Ich  glaube, was dann noch dazu kommt,  

00:11:13: wenn es wirklich um EU-Ebene und Rahmenbedingungen  geht, ist das Wissen, dass es mit der AFIR – der  

00:11:18: Alternative Fuels Infrastructure Regulation –  ein enorm starkes und wichtiges EU-Rahmenwerk  

00:11:25: gibt. Wo wirklich rechtlich festgelegt für  alle Mitgliedsstaaten drinnen steht, wie viel  

00:11:29: Ladeinfrastruktur ausgebaut werden muss. Und das ist einfach enorm wichtig,  

00:11:32: auch zu kommunizieren: Das ist quasi in Stein  gemeißelt. Da gibt’s nichts mehr zu diskutieren. 

00:11:37: Wenn wir jetzt die Seite wechseln, von  den Unternehmen hin zu den Privatpersonen: 

00:11:41: Dort fahren natürlich auch schon einige  ein E-Auto. Dennoch merken wir, na ja,  

00:11:46: da ist manchmal noch ein Zweifel vorhanden. Nicht  zuletzt aufgrund der verhältnismäßig hohen Kosten,  

00:11:51: die wir manchmal doch noch vorfinden. Welche  Anreize können da gesetzt werden, um viel mehr  

00:11:56: Privatpersonen in die E-Mobilität zu führen? Ganz wichtiges Thema. Als Leitstelle des Bundes  

00:12:02: würde ich einen Punkt ganz in den Vordergrund  stellen: Man muss die Zielgruppe einfach kennen.  

00:12:06: Und die Zielgruppe ändert sich in dem Moment  enorm. Wir sind jetzt da bei diesem Punkt, wo  

00:12:11: man von so 20 Prozent Neuzulassungen spricht, auch  bei den Privaten eigentlich schon relativ viele. 

00:12:16: Und das sind dann nicht mehr diese Tech-Nerds, wie  man sie genannt hat, diese Early-Adopter-Phase,  

00:12:21: die alles irgendwie gerne gekauft haben einfach  weil es neu war, innovativ und spannend. Jetzt  

00:12:26: kommt man langsam in so eine Menge hinein, wo auch  viele Zweiflerinnen und Zweifler dabei sind. Und  

00:12:31: die lassen sich das nicht mehr gefallen, wenn zum  Beispiel die Bezahlmethoden extrem komplex sind.  

00:12:36: Wenn man nicht mehr genau weiß: Okay, was brauche  ich für Ladekarten? Wie teuer wird’s genau? 

00:12:40: All diese Komplexität wird bei denen ziemlich  kritisiert. Verstehe ich auch. Das heißt: 

00:12:45: Das muss man jetzt erkennen, wahrnehmen und  wirklich daran denken. Wenn ich in die Menge will,  

00:12:49: in die Masse will, dann muss ich genau diese  Schwierigkeiten einfach ganz, ganz schnell  

00:12:53: wegbringen. Das kann die AFIR auch, jedoch muss  es viel, viel schneller gehen. Weil sonst werde  

00:12:57: ich immer bei diesen 20–25 % herumgrundeln. Da braucht es Rahmenbedingungen, auch von  

00:13:03: staatlicher Seite und von europäischer Seite.  Das ist der eine Punkt. Und ganz kurz noch  

00:13:07: zum Preisthema: Da sehe ich schon sehr positive  Entwicklungen. Weil jetzt, gerade in diesem Jahr,  

00:13:12: viele leistbare Fahrzeuge von europäischen  Herstellern auf den Markt kommen. Ich glaube,  

00:13:16: das kann man nur begrüßen. Und ich finde, die  gilt’s dann auch besonders zu unterstützen. 

00:13:20: Ich verwende absichtlich nicht das Wort  „fördern“, weil fördern ist immer so ein  

00:13:24: Geldthema. Es gibt aber auch Unterstützung  natürlich auf der kommunikativen Seite. 

00:13:27: Es muss auch klarer sein,  dass es diese Fahrzeuge gibt,  

00:13:30: was die Kosten pro Monat wirklich sind. Man  muss einfach transparenter und offener reden. 

00:13:34: Und dann glaube ich: Wenn man die Leute ernst  nimmt, auch ihre Zweifel, ihre berechtigten  

00:13:38: Zweifel ernst nimmt, dann erwischt man sie  auch besser. Und dann kommen wir auch in  

00:13:42: wirtschaftlich schwierigeren Zeiten wieder in eine  bessere Kommunikation hinein. Und dementsprechend  

00:13:45: auch zu höheren Neuzulassungszahlen. Wenn wir gerade über Transparenz,  

00:13:49: Bezahlmethoden und Komplexität oder eher  Harmonisierung sprechen: Welche zwei, drei  

00:13:54: Punkte sind da ganz besonders wichtig für dich,  die Privatkundinnen und Kunden begrüßen würden? 

00:14:00: Also, ganz wichtig ist einfach, klarer zu  kommunizieren, dass die AFIR zum Beispiel die  

00:14:04: Bezahlterminals für Schnellladeinfrastruktur  jetzt schon verpflichtend im System hat. 

00:14:08: Das heißt: Ich kann mir einfach sicher sein, dass  ich europaweit bei Schnellladeinfrastruktur – wenn  

00:14:12: ich auf Dienstreise oder auf Urlaub  bin – mit meiner Bankomatkarte oder  

00:14:16: Kreditkarte einfach zahlen kann. „Ad Hoc Laden“ nennt man das. Und  

00:14:19: ich muss mich nicht mehr drum scheren,  welche Ladekarte dort passt. Das ist ein  

00:14:23: enorm wichtiger Punkt. Das ist das Erste. Und das Zweite ist, glaube ich: Das bringt  

00:14:26: die Ladepunktdatenverordnung der E-Control  noch in diesem Jahr in Österreich ins Spiel,  

00:14:32: dass einfach die Datentransparenz  und Bezahltransparenz klarer wird. 

00:14:35: Das heißt: Ich weiß von vornherein, wie ich zahlen  kann, was so die Rahmenbedingungen sind. Ist die  

00:14:41: Ladeinfrastruktur besetzt oder nicht? All das  macht es einfach zugänglicher und transparenter.  

00:14:45: Also da ist auch schon viel im Laufen. Jetzt kommt aber wieder der Schritt – ich  

00:14:48: sage das so oft – man muss es auch  klarer kommunizieren, damit es den  

00:14:51: Leuten wirklich bewusst ist, dass es das schon  gibt oder zumindest in kürzester Zeit kommt. 

00:14:56: Du hast eingangs schon einige Länder  erwähnt, die einen Anstieg 2024 in  

00:15:01: den Neuzulassungen verzeichnen konnten.  Dazu zählt unter anderem auch Norwegen. 

00:15:05: Die konnten nahezu 100 %  E-PKW-Neuzulassungen verzeichnen – chapeau! 

00:15:11: Aber was können wir uns da konkret abschauen?  Welche Rahmenbedingungen sind es, die Norwegen  

00:15:16: so stark macht in diesem Sektor, die wir in  Österreich implementieren könnten? Ganz klar:  

00:15:21: an Zielen festhalten. Das Spannende bei  Norwegen ist nicht nur das Erreichen,  

00:15:25: also die Tatsache des Erreichens des 100%-Ziels,  sondern dass sie es genau zu dem Zeitpunkt  

00:15:29: erreicht haben, den sie sich vor 5 oder 10 Jahren  vorgenommen haben. Sie haben damals genau gesagt:  

00:15:33: Sie wollen das spätestens Ende 2024, Anfang 2025  haben. Und das haben sie punktgenau erreicht. 

00:15:39: Weswegen? Weil sie einfach 10 Jahre lang Maßnahmen  gesetzt haben, um genau das zu erreichen. Sie sind  

00:15:45: drangeblieben. Sie haben nicht einen Schlingerkurs  gemacht, sondern Rahmenbedingungen geschaffen,  

00:15:50: Förderbedingungen geschaffen, Ladeinfrastruktur  ausgebaut und eben die Kommunikation gemacht. 

00:15:54: Deswegen waren sich eben alle immer sicher:  Wir wollen das erreichen – gemeinsam erreichen.  

00:15:59: Und so haben sie es auch hinbekommen. Das ist  eigentlich das Spannende daran. Und ich finde,  

00:16:04: das muss man sich besonders anschauen  – nicht einzelne Rahmenbedingungen,  

00:16:08: sondern wirklich dieses Gesamtkonzept: Sich ein  Ziel vorzunehmen und es einfach durchzuziehen. 

00:16:12: Das könnten wir zum Beispiel ganz klar schaffen,  wenn wir in Österreich oder auf EU-Ebene sagen:  

00:16:17: Wir wollen den batterieelektrischen Schwerverkehr  elektrifizieren. Da sind wir noch am Anfang, aber  

00:16:23: wenn man jetzt klare Ziele macht, für 2035, 2040,  sage ich jetzt mal und voll an denen festhält und  

00:16:29: gemeinsam mit der Industrie, mit Unternehmen,  mit Frächtern, Spediteuren – wirklich konkret  

00:16:36: immer am Punkt bleibt und Rahmenbedingungen  schafft, dann kriegen wir das auch hin. 

00:16:39: Also plädiere ich darauf, sich das  am besten von Norwegen abzuschauen. 

00:16:43: Philipp, jetzt darf ich dir zum Ende unseres  Podcasts noch eine sehr persönliche Frage stellen:  

00:16:48: Was bedeutet es für dich persönlich,  die Mobilitäts- und Energiewende aus  

00:16:52: eigener Kraft voranzutreiben? Für mich bedeutet das ganz,  

00:16:54: ganz große Freude. Weil es einfach enorm toll  ist zu sehen, wie schnell sich diese gesamte  

00:17:00: Marktentwicklung jetzt auch gerade wirklich  weiterentwickelt und sich einfach immer bewegt. 

00:17:04: Nur als Beispiel: Wir sind selbst als  Leitstelle – und ich denke, wir sind  

00:17:08: schon wirkliche Expertinnen und Experten auf  diesem Thema – extrem überrascht, wie schnell  

00:17:12: es jetzt wirklich bei der batterieelektrischen  Entwicklung bei den Schwerfahrzeugen vorangegangen  

00:17:15: ist. Das haben wir selbst nicht am Schirm  gehabt, in welcher Geschwindigkeit das passiert. 

00:17:20: Und einfach selbst einmal überrascht zu  sein, wie innovativ die Unternehmen sind,  

00:17:24: dass sie sich drüber trauen, wie  stark die technische Entwicklung ist, 

00:17:28: wie schnell diese Transformation eigentlich  wirklich funktioniert vom eigentlich stinkenden  

00:17:33: Diesel- und Benzinfahrzeug hin zu der doch  saubereren und flüssigeren batterieelektrischen  

00:17:37: Mobilität. Das ist eigentlich das, was uns alle in  der Leitstelle antreibt und ich bin voll dran und  

00:17:42: ich freue mich voll auf die nächsten Jahre. Herzlichen Dank, Philipp! 

00:17:46: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass in  Österreich die E-Mobilität weiterhin auf  

00:17:50: Wachstumskurs, aber es gibt dennoch viel zu tun. Es braucht eine flächendeckende Ladeinfrastruktur.  

00:17:56: Es braucht klare politische Rahmenbedingungen und  es braucht viel mehr Anreize für Privatpersonen,  

00:18:02: um die E-Mobilität weiter voranzutreiben. Vielen  Dank an alle Zuhörerinnen und Zuhörer fürs  

00:18:07: Dabeisein! Begleiten Sie uns auf unserer  Reise zur Mobilitätswende und seien Sie  

00:18:12: wieder dabei, wenn es wieder heißt: Herzlich willkommen bei WATTgoesON.

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.