Neue Wege, neue Wettbewerber - Hyundai über die Zukunft der Unternehmensmobilität

Shownotes

In dieser Folge von WATTgoesON - dem elektrifizierenden Podcast für Unternehmen - spricht Moderatorin Kathrin Hanzl mit Roland Punzengruber, Geschäftsführer von Hyundai Import, über die Herausforderungen und Chancen bei der Elektrifizierung von Unternehmensflotten.

Was braucht es, damit batterieelektrische Fahrzeuge im betrieblichen Alltag funktionieren - zuverlässig, wirtschaftlich und effizient? Welche Rolle spielen strategische Entscheidungen, Modellverfügbarkeit und Plattformtechnologien wie E-GMP? Wie verändert der Markteintritt chinesischer Anbieter den Wettbewerb - gerade im Unternehmensbereich? Auch Zukunftstechnologien wie das bidirektionale Laden und die Rolle von Wasserstoff im Mobilitätsmix von morgen werden beleuchtet.

Diese Episode liefert praxisnahe Einblicke aus erster Hand - von technologischen Entwicklungen über reale Erfahrungen aus der Flottenpraxis bis hin zum nötigen Perspektivwechsel in der betrieblichen Mobilität. Ein Gespräch für alle, die Elektromobilität unternehmerisch, strategisch und zukunftsorientiert denken wollen.

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00:00:00: Herzlich willkommen bei WATTgoesON, dem  elektrifizierenden Podcast für Unternehmen.  

00:00:06: Heute widmen wir uns den großen Fragen der  Elektrifizierung von Unternehmensflotten. Was  

00:00:11: braucht es, damit E-Fahrzeuge im Firmenfuhrpark  zur Selbstverständlichkeit werden? Welche  

00:00:17: Rolle spielen Technologieplattformen,  Ladeinfrastrukturen und neue Wettbewerber  

00:00:21: aus Asien? Und wo stehen wir eigentlich  aktuell beim Thema Wasserstoff? Gemeinsam  

00:00:27: mit dem Geschäftsführer von Hyundai Import  spreche ich über strategische Entscheidungen,  

00:00:31: über Markttrends, über Herausforderungen aus  der Praxis sowie auch über den notwendigen  

00:00:36: Perspektivenwechsel in der Mobilität.  Schön, dass wir heute hier sein dürfen.  

00:00:40: Ein herzliches Willkommen an Roland Punzengruber.  Herzlich willkommen. Schön, dass ihr hier seid. 

00:00:44: Die Elektrifizierung von Unternehmensflotten  spielt eine zentrale Rolle im Mobilitätswandel.  

00:00:50: Dennoch beobachten wir da oder dort, dass sie  sich ein wenig zögerlich verhalten. Wie kann denn  

00:00:55: dieser Schritt in der betrieblichen Umstellung  im betrieblichen Alltag tatsächlich erfolgen? 

00:01:01: Ja, es ist tatsächlich so. Es ist, wie du schon  gesagt hast, etwas zögerlich, wenngleich auch  

00:01:06: eine absolute Wachstumskurve feststellbar ist.  Waren es 2016, wo wir mit der Elektromobilität  

00:01:13: begonnen haben, ja, fast neun von zehn  Käufern, die aus dem B2B-Bereich kamen, hat  

00:01:21: sich mittlerweile das Blatt etwas gewendet. Wir  haben heute bei einzelnen Produktfamilien eher die  

00:01:27: umgekehrte Tendenz. Aber man darf nicht vergessen:  Insgesamt ist natürlich das Absatzvolumen an  

00:01:32: batterieelektrischen Fahrzeugen deutlich wachsend.  Der Bestand in Österreich hat mittlerweile die  

00:01:37: 230.000 geknackt. Ja und auch wenn einzelne wenige  Flotten eher wieder den umgekehrten Weg gehen,  

00:01:45: sind es trotzdem viel mehr Unternehmen, die den  Weg in reine Batterieelektromobilität gehen. 

00:01:51: Welche Faktoren entscheiden jetzt darüber,  dass ein E-Fahrzeug gerade im betrieblichen  

00:01:55: Umfeld wirtschaftlich effizient und  auch zuverlässig betrieben werden kann? 

00:02:01: Ja, ich glaube, wenn man uns die Zeit vor den  2020er-Jahren ansieht, da hat man, wenn man ein  

00:02:09: E-Fahrzeug verkaufen wollte, noch teilweise  gesetzt auf Fahrprofilanalysen. Man hat ein  

00:02:14: Dongle ins Auto reingesteckt und hat danach, wenn  man das Ganze auf einer GPS-Karte ausgewertet hat,  

00:02:20: sagen können: Ja, das batterieelektrische  Fahrzeug ist das richtige Powertrain-Konzept  

00:02:27: für den jeweiligen Einsatzbedarf. Mittlerweile, neun Jahre später,  

00:02:31: muss man aber sagen: Die Reichweiten haben sich  nahezu verdoppelt. Die Anzahl der öffentlich  

00:02:36: zugänglichen Ladestationen oder Ladepunkte  haben auch in Österreich die 30.000er-Schwelle  

00:02:42: überschritten. Das heißt, punkto Zuverlässigkeit,  ja, was den Betrieb von E-Fahrzeugen versus  

00:02:52: Diesel- oder Benzinfahrzeugen betrifft, gibt's  keinen Unterschied mehr. Ich kann jegliche Strecke  

00:02:58: in Österreich ohne Stressmoment absolvieren. Ich  fahre selbst im Jahr 50.000 bis 60.000 Kilometer,  

00:03:04: habe noch nie irgendein Problem  gehabt, keinen Strom vorzufinden. 

00:03:09: Was die Zuverlässigkeit des Antriebs  betrifft, darf man ohnehin nicht vergessen:  

00:03:14: Die Anzahl der verbauten Teile in einem  batterieelektrischen Fahrzeug ist viel,  

00:03:18: viel geringer. Dementsprechend ist auch die  Wahrscheinlichkeit, dass ein Teil kaputtgeht,  

00:03:23: auch ein geringerer. Also was Zuverlässigkeit  betrifft, gibt’s sicher ein ganz klares Hakerl  

00:03:28: zugunsten der batterieelektrischen Mobilität. Was die Effizienz betrifft, darf man auch  

00:03:34: nicht vergessen: Die Batterieelektromobilität  ist in einem stetigen, optimierenden Wandel  

00:03:41: begriffen. Das heißt, das, was sich an Sprüngen  auf jährlicher Basis tut, das ist ein Sprung wie  

00:03:47: in der Motorentechnologie alle drei, vier Jahre.  Insofern ist es auch punkto Effizienz so, dass  

00:03:56: mittlerweile die Durchschnittsverbräuche,  auch gepaart mit den Designmaßnahmen,  

00:04:03: die getroffen werden, ob das jetzt noch  einmal kleine CW-Wert-Unterschiede sind,  

00:04:08: weil man da jetzt eher auf digitale Außenspiegel  setzt oder sonstige Themen - also, es wird  

00:04:13: jegliches Element bei einem Elektrofahrzeug viel  mehr optimiert, als es bei fossilen Antrieben ist. 

00:04:19: Dementsprechend ist Effizienz für mich  heute ebenfalls ganz klar zugunsten der  

00:04:25: Batterieelektromobilität aus fallend. Nicht  nur, weil per se der durchschnittliche Bedarf  

00:04:30: an Energie, den ich aufwenden muss, um eine  Strecke von 100 Kilometern zu absolvieren,  

00:04:35: niedriger ist als bei Benzin oder Diesel,  sondern weil ganz einfach hier in Kombination  

00:04:42: mit den Leistungsparametern ein viel  schöneres Fahren, ein stressfreieres  

00:04:48: Fahren, ein ruhigeres Fahren gegeben ist. Und dementsprechend auch punkto Effizienz:  

00:04:53: ein ganz klarer Haken puncto E-Mobilität. Also zwei Hakerl bei Effizienz und  

00:04:57: Zuverlässigkeit, wie steht's jetzt  noch um die Wirtschaftlichkeit? 

00:05:00: Ja, Wirtschaftlichkeit, das ist immer so ein  Thema, wo man aus Unternehmerkreisen hört:  

00:05:05: „Ja, ich will‘s nicht mehr sehen, dass mein  Außendienst die Zeit an den Ladesäulen verbringt.“ 

00:05:11: Nur auch das darf man nicht vergessen: Eine Zeit  an der Ladesäule kann durchaus auch als Quality  

00:05:16: Time betrachtet werden, indem ich heute meine  Mails checke. Und es ist sicherlich sicherer,  

00:05:22: wenn ich stoppe bei der Ladesäule,  um meine Mails zu checken,  

00:05:25: als während der Autofahrt. Das ist nicht nur ein  Sicherheitsrisiko, sondern auch ein echter Fakt. 

00:05:31: Aber ich denke, insgesamt sind es immer wieder  viele Aspekte puncto der Transparenz kommend. „Oh,  

00:05:40: jetzt habe ich die negative Erfahrung wieder  gemacht, jetzt haben sie mich wieder abgezockt,  

00:05:44: 89 Cent die Kilowattstunde am Schnelllader.  Das kostet ja viel, viel!“ Ja, das ist korrekt.  

00:05:50: Punkto Transparenz muss man sich auch erkundigen.  Vielleicht ist es nicht so einfach wie bei einer  

00:05:56: Tankstelle, wo ich sofort weiß, was kostet  der Liter Super oder der Diesel, weil es  

00:06:02: dort am Schild gleich ausgewiesen ist, bevor ich  überhaupt zur Tankstelle oder zur Zapfsäule fahre. 

00:06:07: Aber auch hier ist Transparenz vorhanden.  Ich muss halt die entsprechenden Apps haben,  

00:06:11: um mich entsprechend auch zu erkundigen. Grundsätzlich, wie gesagt, auch punkto TCOs,  

00:06:18: die Total Cost of Ownership, auf die Kilometer  runtergebrochen, zeigen eindeutige Vorteile  

00:06:25: für die Batterieelektromobilität. Und wenn ich vom Strommix her noch dazu  

00:06:29: mich im grünen Strommix bewege, dann ist auch  punkto CO₂ die eindeutige Bilanz in Richtung  

00:06:36: batterieelektrischer Fahrzeuge auszurichten. Wie bewerten Automobilhersteller und auch ihr  

00:06:39: bei Hyundai, die strategischen Überlegungen?  Wie steht’s derzeit um neue Technologien wie  

00:06:45: zum Beispiel dem bidirektionalen Laden? Ja, das sind alles Themen, die natürlich  

00:06:50: einen zusätzlichen USP für die Elektromobilität  darstellen. Hat ursprünglich begonnen bei  

00:06:55: Vehicle-to-Load, wo ich halt Energie aus dem Auto  nehme, damit ich Endverbraucher anschließen kann.  

00:07:00: Jetzt wenn ich den nächsten Schritt  betrachte, mit dem bidirektionalen Laden,  

00:07:04: dann kann ich natürlich das eigene Auto als  Stromquelle und damit als Stromlieferant  

00:07:09: für andere Haushalte in Betracht ziehen. Und natürlich, wenn ich weiterdenke, kann daraus  

00:07:15: natürlich auch ein Useful Business Case entstehen.  Das alles ist zwar erst jetzt am Beginn,  

00:07:21: ist aber etwas, was ebenfalls im Bereich der  Batterieelektromobilität in den nächsten Jahren  

00:07:26: natürlich die wirtschaftliche Basis für diesen  Powertrain noch einmal deutlich unterstreicht. 

00:07:32: Wir haben eingangs schon darüber gesprochen:  Manche Unternehmen zögern jetzt noch,  

00:07:36: E-Autos in den Fuhrpark aufzunehmen. Welche Bedenken gibt’s da so und welche  

00:07:40: strategischen Schritte braucht es,  um mehr Offenheit, um mehr Vertrauen  

00:07:44: auch in die E-Mobilität zu schaffen? Ja, es sind halt diese Wirtshausmythen,  

00:07:50: nenne ich sie immer, nach wie vor vorhanden. „Ich komme nicht weit genug.“ „Es gibt nicht  

00:07:55: generell genügend Strom, damit ich überhaupt  den ganzen Bestand versorgen kann.“  

00:07:59: Diese gibt’s, die hört man nicht nur am  Land, sondern auch in der Stadt zuhaufen. 

00:08:05: Aber man muss sich mit der Materie  auseinandersetzen. Man muss und gerade  

00:08:08: für Unternehmen gilt das: Wenn ich den gesamten  Fuhrpark erstmalig auf Batterieelektromobilität  

00:08:14: umstelle, na dann muss ich mir halt mal eine  Testflotte ausborgen. Muss ich wirklich jeden  

00:08:18: einzelnen Mitarbeiter mal fahren lassen.  Ich muss auch zeigen oder erklären,  

00:08:22: wie das Laden im öffentlichen Bereich geht. Da habe ich selbst noch immer die eigenen  

00:08:29: Erfahrungen, selbst mit unseren Verkäufern, die  schon jahrelang mit der Materie beschäftigt ist,  

00:08:34: wo ich mir nicht sicher bin, ob jeder einzelne  Verkäufer schon mal öffentlich geladen hat.  

00:08:39: Aber genau diese Erfahrung. die gehört gemacht. Das muss jedes Unternehmen tun,  

00:08:43: bevor man in diese Richtung geht. Weil  das Schlechteste, was man haben kann, ist,  

00:08:46: der Widerstand auf Mitarbeiterseite. Dann natürlich auch die Aufklärung,  

00:08:51: dass im Winter die Reichweite tendenziell  aufgrund der Außentemperatur nicht so viel  

00:08:56: hergibt wie im Sommer, das ist ein Fakt. Aber  auch das muss ich im Vorfeld den Leuten erklären. 

00:09:02: Ich muss genauso mit dem Widerstand umgehen: Was  ist, wenn ich jetzt einen Außendienstmitarbeiter  

00:09:06: habe, der immer sein vorgestrecktes Fahrprofil  hat – wo auf seiner Route vielleicht wenig  

00:09:12: Schnellladesäulen vorhanden sind und er zu Hause  auch nicht die Möglichkeit hat per se zu laden? 

00:09:19: Das sind Themen, die muss man evaluieren,  die muss man bearbeiten und behandeln. 

00:09:24: Man muss auch aus meiner Sicht, aus  Unternehmenssicht immer sich überlegen: 

00:09:29: Schaffe ich die eigene Infrastruktur  bei mir im Betrieb, am besten mit  

00:09:34: Photovoltaik in Kombination? Weil dann habe ich natürlich  

00:09:36: auch einen kostengünstigen Strom bei der Hand. Aber mit diesen Mythen gehört mal aufgeräumt.  

00:09:42: Es ist so, dass, wie gesagt, der Einsatz  von batterieelektrischen Fahrzeugen absolut  

00:09:47: möglich ist, in allen möglichen Facetten: im  Inland, im Ausland. Ich komme überall hin,  

00:09:52: in genauso kurzer Zeit, wie ich es mit einem  Diesel- oder Benzingefährt machen würde. 

00:09:59: Fahren, fahren, fahren, ist  gleichzusetzen mit Erfahren. 

00:10:04: Und wenn ich jedem Mitarbeiter einmal die  Möglichkeit gegeben habe, diese Materie zu  

00:10:08: erfahren, dann wird er glücklich sein, noch dazu,  wenn er dann die weiteren Rahmenbedingungen sieht,  

00:10:12: dass er keinen Sachbezug zu zahlen  hat. Dann freut er sich doppelt. 

00:10:17: Und wenn er mal eine längere Strecke zu fahren  hat in einem durch, mit 600, 700, 800 Kilometern,  

00:10:22: das kommt vielleicht ein oder zwei oder dreimal  vor im Jahr beim durchschnittlichen Fahrer,  

00:10:27: dann muss ich mir halt vorher die Routenplanung  etwas detaillierter ansehen. Aber auch das  

00:10:33: ist heutzutage aufgrund der Vielzahl  an Ladestationen keine Hexerei mehr. 

00:10:37: Die Unternehmen sollen also auch eine bestimmte  Flotte unterschiedlicher Automobilhersteller  

00:10:41: ausprobieren. Die Konkurrenz am Markt  wird ja auch immer größer, nicht zuletzt  

00:10:45: aufgrund chinesischer Hersteller. BYD ist zum jetzt Beispiel auch  

00:10:48: sehr groß im Kommen bei uns in Europa. Man muss schon ehrlicherweise sagen:  

00:10:52: Die chinesischen Hersteller sind oft preislich  sehr attraktiv. Sie kommen auf technologischer  

00:10:56: Augenhöhe zu uns und sie sind schnell verfügbar. Wie siehst du generell für die Automobilindustrie  

00:11:03: diese Entwicklung? Wie siehst  du das seitens Hyundai? 

00:11:06: Ja, es ist natürlich so, dass jeder  Mitbewerber ganz genau betrachtet werden muss. 

00:11:10: Ich kann mich nur zurückerinnern: Als in der  Branche Tesla die ersten Schritte gemacht hat,  

00:11:16: Tesla nicht ernst genommen wurde. Heute ist es  natürlich genauso eine Macht und genauso verhält  

00:11:20: es sich auch bei den chinesischen Herstellern. Es gibt natürlich hier ganz klar zu  

00:11:24: differenzieren: Bei über 200  Marken, die es in China gibt,  

00:11:28: werden es natürlich nur sehr wenige schaffen, die  wirklich erfolgreich nach Europa kommen werden  

00:11:33: und hier auch erfolgreich agieren werden. Eine Marke aufzubauen, das ist nichts,  

00:11:39: was von heute auf morgen geht, sondern hängt mit  Vertrauen zusammen, hängt auch natürlich damit  

00:11:44: zusammen, welches Servicenetz ich biete  und im Endeffekt weiß heute noch keiner,  

00:11:51: wie die Qualität der Fahrzeuge ist. Das sind alles Themen, die bei der  

00:11:55: Entscheidung zugunsten einer neuen Marke, eines  neuen Produktes immer wieder eine Rolle spielen. 

00:12:02: Dementsprechend werden diese Faktoren auch  den raschen oder eben weniger raschen Aufbau  

00:12:08: dieser neuen Konkurrenten oder Mitbewerber  erlauben oder auch nicht erlauben 

00:12:12: Aber wie gesagt: Jeder einzelne Mitbewerber  ist ein ernstzunehmender Kandidat, ganz egal,  

00:12:17: ob er aus China kommt oder aus sonst einem  Land. Wir sind gewappnet und wir stellen uns  

00:12:24: natürlich dieser Herausforderung. Ihr seid gewappnet, aber inwiefern  

00:12:27: beeinflusst oder verändert auch genau dieser  Mitbewerb, dieser neue, eure Produktstrategie,  

00:12:32: eure Positionierung oder vielleicht auch gesamte  Innovationsgeschwindigkeit am europäischen Markt? 

00:12:36: Ja, was man dazu sagen muss: Die Chinesen  haben natürlich punkto Preispositionierung  

00:12:45: eine neue Dynamik hineingebracht. Das, was die  Rollout-Geschwindigkeit der batterieelektro  

00:12:51: Technologie per se über viele Jahre hinweg  geformt hat, war der CO₂-Flottenausstoß,  

00:12:57: der von der EU getrieben wurde. Wo natürlich ganz ein klarer Fokus auf den  

00:13:02: prozentuellen Anteil der batterieelektrischen  Fahrzeuge am Gesamtabsatz gegeben war,  

00:13:09: Jahre hindurch. Und gerade  

00:13:11: beginnend mit dem heurigen Jahr noch viel mehr: Es kann sich nahezu kein Hersteller mehr leisten,  

00:13:17: ohne einen 20-prozentigen oder höherprozentigen  Anteil an batterieelektrischen Fahrzeugen  

00:13:23: die Strafzahlungen an die EU zu vermeiden. Dementsprechend von dieser Seite her ein ganz  

00:13:28: klarer Fokus drauf. Dieser Fokus hat  natürlich schon gewisse Tendenzen  

00:13:32: am Markt beschleunigt, so wie wir auch. Wir haben heuer das Jahr damit begonnen,  

00:13:36: dass wir uns klar positioniert haben:  Elektromobilität versus fossile Mobilität  

00:13:43: und haben dadurch, dass wir ein Modell haben,  das ist der KONA, der als batterieelektrischer  

00:13:49: und Benziner und Hybrid erhältlich ist. Wo wir mit der ganz klaren Aussage gekommen sind:  

00:13:54: Jetzt batterieelektrische KONA zum gleichen  Preis wie der benzinbetriebene KONA. 

00:14:00: Das hat natürlich eine entsprechende  Dynamisierung am Markt erfahren,  

00:14:05: weil dadurch die Fahrzeuge preislich  repositioniert wurden und gleichzeitig damit  

00:14:10: die Elektromobilität zugänglicher geworden ist,  in erster Linie für die Privatkund:innen, mit der  

00:14:15: Auswirkung, dass bei diesem Modell heuer schon der  Privatkundenanteil jenseits der 80 Prozent ist. 

00:14:21: Das heißt, der Flottenfokus hat zum einen  die Preisdynamisierung hervorgerufen. 

00:14:27: Gleichzeitig muss man aber auch sagen,  haben die chinesischen Mitbewerber,  

00:14:31: dadurch, dass sie gewisse preisliche Vorteile  haben, zu einer weiteren Beschleunigung der  

00:14:37: Preispositionierung in Richtung niedrigerer  Preise für batterieelektrische Fahrzeuge gesorgt. 

00:14:43: Das heißt, das ist ein Effekt, den  die ganze Branche mitmachen muss,  

00:14:50: um ganz klar hier volumenstechnisch  nicht allzu stark Verluste einzufahren. 

00:14:57: Aber und das muss man dazu sagen, es tun  sich natürlich etablierte Hersteller damit  

00:15:03: etwas schwer, weil ganz einfach hier die Chinesen  gewisse Produktionskostenvorteile, gewisse  

00:15:10: Vorteile auch, was die Batterierohstoffe betrifft  haben und damit auch günstiger produzieren können. 

00:15:17: Das heißt: Wenn der europäische oder sonstige  internationale Mitbewerb hier preislich mithalten  

00:15:23: will und muss, dann geht das zulasten von  Margen. Und die Schlagzeilen der letzten  

00:15:28: Wochen, wo man nur liest: Diese Marke hat  Milliardenverluste eingefahren und diese Marke  

00:15:34: hat Milliardenverluste eingefahren, dann ist das  natürlich genau dieser Preisdynamik geschuldet. 

00:15:39: Kommen wir von der chinesischen  Konkurrenz zu euch, zu Hyundai. 

00:15:42: Ihr habt ja auch eine eigene Architektur  für vollelektrische Fahrzeuge entwickelt. 

00:15:47: Kurz: E-GMP - steht für Electric  Global Modular Platform. 

00:15:51: Was steckt denn da genau dahinter? Ja, diese Plattform, das ist eine,  

00:15:55: wie gesagt, sehr sehr modulare, aber gleichzeitig  stark standardisierte Plattform. Die wurde extra  

00:16:01: ins Leben gerufen, und zwar Ende der  Zehnerjahre bereits, um einen Fokus  

00:16:06: auf batterieelektrische Modelle hinzubekommen. Die Vorteile liegen auf der Hand: Man kann hier  

00:16:14: mit dieser sehr modularen Plattform vom Kleinwagen  bis hin zu den großen SUVs alles integrieren. Man  

00:16:21: kann zweiradgetriebene, vierradgetriebene  Fahrzeuge anbieten und was in unserem Fall  

00:16:27: besonders wertvoll ist, ist dass diese  Architektur auch eine gleichzeitige Integration  

00:16:32: der 400-Volt- und 800-Volt-Ladetechnologie -  also sprich Schnellladetechnologie ermöglicht. 

00:16:38: Was man bei einer normalen Integration, einem  normalen Chassis so nicht darstellen könnten. 

00:16:44: Und warum ist das jetzt genauso von Vorteil,  insbesondere für Flottenbetreiber, dass man  

00:16:48: diese Skalierbarkeit hat, dass man Reichweite  etc. alles in diese Architektur integrieren kann? 

00:16:53: Das Ganze hat natürlich ein Ziel: Mit der  Skalierung entsprechende Preisvorteile einzufahren  

00:16:58: und damit die Zugänglichkeit zur Elektromobilität  in leistbarere Regionen hinzubewegen. 

00:17:05: Blicken wir in die Zukunft: Was wird uns in  den kommenden Monaten und Jahren erwarten?  

00:17:10: Welche technologischen Upgrades  wird’s geben? Welche Fahrzeuge? 

00:17:14: Aber auch hinsichtlich Preisstrukturen, über  die wir jetzt schon einiges gesprochen haben  

00:17:17: und Marktzugänge. Was wird da auf uns zukommen? Ich glaube, der Trend, der sich seit Jahresbeginn  

00:17:23: abzeichnet, bei einigen Herstellern,  aber auch in unserem Hause ist,  

00:17:27: dass die Batterieelektromobilität, die  ja ursprünglich vom C-Segment aufwärts  

00:17:32: sich entwickelt hat oder etabliert hat,  nun auch die kleineren Segmente erreicht. 

00:17:36: A-Segment, B-Segment, also sprich: Stadtflitzer  werden jetzt mit batterieelektrischer Technologie  

00:17:42: ausgestattet und damit beginnt natürlich auch der  Volumenseffekt, nicht nur im Unternehmensbereich,  

00:17:48: sondern auch im Privatkundenbereich. Da sieht man jetzt ganz eindeutig,  

00:17:51: dass sich diese Technologie volumenstechnisch  natürlich entsprechende Entwicklungen unternimmt  

00:17:57: und das ist mal der Trend Nummer 1. Neben der  bereits vorhin gesagten Entwicklungen Richtung  

00:18:03: Vehicle-to-Grid, bidirektionales Laden etc. Es gibt ja noch eine Alternative zu den  

00:18:10: batterieelektrischen Fahrzeugen, und  zwar Wasserstoff. Wie realistisch  

00:18:15: ist es, dass Wasserstoff als Antriebsart auch  im Unternehmenskontext zum Einsatz kommen wird? 

00:18:21: Auch mit dieser Technologie sind wir seit dem  Jahr 2013 beschäftigt, haben seit geraumer Zeit  

00:18:27: auch Schwer-LKWs und einen aus Österreich für  die ganze Welt heraus entwickelten Stadtbus,  

00:18:33: einen 12-Meter-Stadtbus mit  Wasserstofftechnologie, im Angebot. 

00:18:39: Bei dieser Technologie handelt es  sich um eine Komplementärtechnologie  

00:18:42: zur Batterieelektromobilität. Das heißt, für  uns gibt’s nicht „entweder - oder“, sondern: 

00:18:47: Es ist eine Technologie, die dort  sinnvoll zum Einsatz kommen soll,  

00:18:52: wo die Batterieelektromobilität heute noch  oder insgesamt ihre Limitierungen erfährt. 

00:18:58: Dort sind wir mit dieser Technologie zu Hause. Das  Thema, was natürlich hier erschwerend hinzukommt,  

00:19:07: ist ganz einfach, dass die Infrastruktur  im Wasserstoffbereich nur sehr rudimentär  

00:19:12: existiert, wenn überhaupt, in ganz Europa. Und damit die Rollout-Geschwindigkeit deutlich  

00:19:19: hinter der batterieelektrischen hinterher hängt. Aber wir sind ganz klar der Meinung,  

00:19:23: dass diese Technologie, gerade aus  dem Ansatz des Speichermediums heraus,  

00:19:29: in Zukunft eine sehr wesentliche, sehr  wertvolle Komplementärtechnologie parallel  

00:19:34: zur Elektromobilität sein wird. Also ergeben sich durch  

00:19:37: Wasserstoff auch viele neue Chancen. Gibt’s aber auch Einschränkungen, gerade in  

00:19:41: Hinblick auf Infrastruktur oder Einsatzgebiete? Ja, die Thematik ist die Infrastruktur. Das ist  

00:19:48: mit einem klassischen Henne-Ei-Problem belegt.  Wenn ihr die Fahrzeuge nicht habt, dann rechnet  

00:19:54: sich der Aufbau der Infrastruktur nicht. Haben wir gerade gesehen in Österreich,  

00:19:58: wie die OMV in den letzten Wochen und in den  nächsten Monaten, die letzten Tankstellen zudreht.  

00:20:04: Ist halt strategisch unglücklich gelaufen, weil  mit konzertierten Projekten und ich rede hier  

00:20:11: von einem Projekt, das man gemeinsam angeht,  wo man ganz klar definiert, welche Größe an  

00:20:16: Fahrzeugen benötigt es, damit eine entsprechende  Infrastruktur profitabel geführt werden kann,  

00:20:23: da reden wir bei Heavy-Duty-Fahrzeugen zwischen  25 und 30 Fahrzeugen. Das ist also nicht so viel. 

00:20:29: Wenn man das gemeinsam im Rahmen eines Konsortiums  macht, dann gibt es diese Effekte, dass sowohl der  

00:20:36: Endnutzer wie auch der Betreiber der Tankstellen,  wie auch der Produzent von Wasserstoff einen  

00:20:42: geteilten Business Case erfahren. Das ist zwar, wie gesagt,  

00:20:46: noch in den Kinderschuhen, aber ich bin auch  hier optimistisch, dass die Entwicklung in  

00:20:50: den nächsten Jahren auch hier die richtige  Bahn einschlagen wird und damit Wasserstoff,  

00:20:56: ich schätze mal, ab 2030 und folgend  auch hier eine Rolle spielen wird. 

00:21:00: Zum Abschluss der heutigen Episode darf ich dir  noch eine sehr persönliche Frage stellen und  

00:21:05: zwar was bedeutet es für dich, die Energie- und  Mobilitätswende aus eigener Kraft voranzutreiben? 

00:21:11: Ja, ich glaube, es ist eine  erfüllende Aufgabe. Warum? 

00:21:14: Wenn man sieht, wie links und rechts aufgrund  der Klimathematik, sich Änderungen abzeichnen und  

00:21:22: wenn man schaut, wie sich die Geschwindigkeit vor  allem jedes Jahr noch einmal nach oben steigert,  

00:21:29: dann erkennt man, glaube ich, relativ rasch,  dass hier dringender Handlungsbedarf gegeben ist. 

00:21:34: Und natürlich, wenn man so wie ich ein Kind hat  oder wenn man Kinder hat, im Plural gesprochen,  

00:21:40: dann ist es sicher so, dass man hier auch  heute die richtigen Schritte setzen muss  

00:21:44: und alles dazu beitragen muss, dass auch  die nächsten Generationen es genauso gut  

00:21:49: haben wie wir es hatten und hoffentlich  auch in den nächsten Jahren haben werden. 

00:21:52: Herzlichen Dank für das Gespräch,  Roland. Bitteschön! Danke. 

00:21:55: Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der  Umstieg auf eine E-Flotte weit mehr ist als  

00:22:01: einfach die Änderung der Antriebsart.  Es erfordert technologische Klarheit,  

00:22:05: strategische Entscheidungen und  Offenheit für neue Marktmechanismen. 

00:22:10: Hersteller wie Hyundai, wir haben es heute  gehört, die setzen auf innovative Plattformen,  

00:22:14: auf praxistaugliche Modelle und auf  langfristige Entwicklungsarbeit, 

00:22:18: wie wir auch gehört haben,  beim bidirektionalen Laden. 

00:22:21: Die Mobilitätswende, die wird  nur gelingen, wenn Wirtschaft,  

00:22:24: Technologie und die Haltung  aller zusammenspielen werden. 

00:22:28: An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön  an alle Zuhörer:innen und Zuseher:innen. 

00:22:33: Begleiten Sie uns auf unserer  Reise zur Mobilitätswende. 

00:22:36: Bis zum nächsten Mal, wenn es wieder heißt: Herzlich willkommen bei WATTgoesON.

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